Alle wollen die Energiewende, solange sie nicht mit neuen Strommasten vor der eigenen Haustür verbunden ist. Solche und ähnliche, ebenso schmallippige wie herablassende Kommentare geistern häufiger durch die Nachrichten, seit der Ausbau der Stromtrassen, die ein wichtiger Pfeiler des Erfolgs der Energiewende sein sollen, Bürgerproteste hervorrufen.
Nord-Süd-Gefälle
Durch den starken Wind an der Küste und die zahlreichen Offshore-Windparks wird in Norddeutschland deutlich mehr Strom erzeugt, als von der Wirtschaft vor Ort benötigt wird. Doch in Süddeutschland brauchen die Unternehmen diesen Strom , um die durch den Atomausstieg entstandenen Lücken zu füllen. Aus diesem Grund sind seit Jahren große Stromtrassen in der Planung , die den Strom vom Norden in den Süden transportieren sollen. Gleichzeitig wird die Notwendigkeit eines mehr auf dezentrale Stromversorgung ausgerichteten Stromnetzes betont.
Damit die Energiewende sowohl logistisch funktioniert als auch die Interessen der Bürger berücksichtigt, muss zweigleisig gedacht werden. So lässt es sich nicht ändern, dass die Stromerzeugung aus regenerativen Energieträgern häufig an geographische Gegebenheiten gebunden ist und nicht willkürlich an einen anderen Ort verlegt werden kann. Andererseits lässt sich beispielsweise durch die Nutzung von Biomasse ebenfalls Strom erzeugen. Diese hat außerdem den Vorteil, dass sie die Landwirte im Idealfall finanziell entlastet und von steigenden Strompreisen unabhängig macht.