In Europa schaut man bisweilen eifersüchtig auf die atemberaubende Geschwindigkeit, mit der China seine Energieversorgung umbaut. Nachdem der Raubbau an der Natur mit der Notwendigkeit einer wachsenden Wirtschaft gerechtfertigt wurde, aber immer mehr auf Kosten der Gesundheit und der Lebensqualität der Bürger ging, fand in der Kommunistischen Partei ein Umdenken statt.
Klimasünder China?
Jahrelang hat China alle Forderungen nach mehr Umweltschutz abgeschmettert. Schließlich hatte das Land wirtschaftlich einiges aufzuholen und die Mahnungen der westlichen Industriestaaten wurden als Gefahr für das Wirtschaftswachstum und die Wettbewerbsfähigkeit des Reiches der Mitte interpretiert. Doch der jahrzehntelange Wirtschaftsboom, der dafür sorgte, dass Millionen Chinesen von der Armut in die Mittelschicht aufstiegen, hinterließ Narben in Natur und Umwelt. Während der Rest der Welt sich langsam an die Bilder der vom Smog stets nur schemenhaft erkennbaren Städte Chinas gewöhnte, mussten die Chinesen in dieser verschmutzten Umwelt leben. Diejenigen, die es sich leisten konnten, wanderten aus: Dorthin, wo das Gras noch grün war und sie keine Atemmaske auf dem Weg in die Arbeit tragen mussten.
Wandel von unten
Doch die Führung in Peking hat sehr genau wahrgenommen, dass eine grüne Wirtschaft in den letzten Jahren immer mehr zum Wettbewerbsvorteil geworden ist. Zum einen ändert sich das Verhalten der Konsumenten, zum anderen ist der rasant wachsende Energiebedarf Chinas mit fossilen Energieträgern langfristig nicht zu befriedigen. Wie bei den anderen Staaten, die Vorteile für ihre Wirtschaft oder ihre Bevölkerung erkannten, lässt sich auch in China das Umdenken der Regierung vor allem mit wirtschafts- und sicherheitspolitischen Bedenken erklären. Und so rieb sich die Weltgemeinschaft auf der Klimakonferenz in Paris staunend die Augen, als sich China, das sich sonst stets geweigert hatte, eine Vereinbarung zur Senkung seiner Emissionen zu unterschreiben, plötzlich kooperativ zeigte.